ISM: 02.–05.02.2025 #ISMCOLOGNE

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Tony’s Chocolonely: Nachhaltige Schokolade

11.02.2020

Knallige Verpackung mit Infogehalt auf der Rückseite, ungewöhnliche Tafelaufteilung und besondere Rezepturen wie weiße Schokolade mit Himbeere und Knisterzucker oder dunkle Schokolade mit Brezel und Toffee – die Schokoladentafeln- und -riegel von Tony’s Chocolonely fallen auf! Und dahinter steckt sehr viel mehr als nur gelun­genes Marketing. Das konnten die Besucher der Süßwarenmesse ISM Cologne vor Ort feststellen, auf der das niederländische Unternehmen erstmals als Aussteller präsent war.

Der Grund für die Teilnahme ist u.a. die Mission von Tony’s Chocolonely: „Unser Ziel ist es, weltweit die Schokoladenindustrie 100 % sklavenfrei zu machen. Entspre­chend expandiert das Unternehmen immer weiter, um die Aufmerksamkeit zu stei­gern, die Mission zu verbreiten und somit wirklich jeden einzelnen zu erreichen sowie die Industrie zu revolutionieren. Die ISM ist weltweit die größte Süßwarenmesse. Da gibt es keinen besseren Ort, um ein weltweites (Fach-)Publikum zu erreichen“, ist Frits Snel, Head of Sales International, überzeugt.

Angefangen hat alles mit der Recherche für einen Fernsehbeitrag über Sklaverei in der Schokoladenindustrie. Der Journalist Teun van de Keunen fand in diesem Zu­sammenhang heraus, dass Kakaobauern in Westafrika und deren Kinder als Sklaven arbeiten. Schnell stand sein Entschluss fest, eine eigene Fairtrade-Schokolade zu machen. Und so schlug im November 2005 die Geburtsstunde von Tony’s Chocolo­nely. Heute ist das Schoko-Start-up mit Sitz in Amsterdam Marktführer in den Nieder­landen. Wir wollten mehr erfahren und haben mit Frits Snel gesprochen.

Trocknen der Kakaobohnen ©tonyschocolonely

Trocknen der Kakaobohnen ©tonyschocolonely

Kakaoanbau sklavenfrei: Welche Motivation steht hinter der Idee?

Frits Snel: Wir alle wissen, dass Schokolade glücklich macht. Aber so richtig glück­lich? Leider nicht alle Menschen auf dieser Welt. Denn am anderen Ende der Wert­schöpfungskette stehen die vielen Millionen Kakaobauern, die oft unter menschenun­würdigen Umständen für unsere Schokoladentafeln schuften. 2,3 Millionen Kinder leisten in Ghana und der Elfenbeinküste Kinderarbeit. 90.000 Kinder sowie Erwach­sene sind Opfer von Menschenhandel oder Zwangsarbeit – einer Form moderner Sklaverei. Mit dem Ziel, es besser und Schokolade eben 100 % sklavenfrei zu ma­chen, setzt Tony’s seit seiner Gründung ein Zeichen gegen Ausbeutung und für fai­ren Handel.

Was tut Tony’s Chocolonely für eine Welt, auf der es nur noch sklavenfreie Kakaoproduktion gibt?

Frits Snel: Zum einen ist der gesamte Produktionsweg der Kakaobohnen nachvoll­ziehbar, und faire Preise sorgen für verbesserte Bedingungen vor Ort und eine höhere Qualität der Kakaobohnen. Ebenso zahlt Tony’s den Kakaobauern einen so­genannten „Referenzpreis für existenzsicherndes Einkommen“ und fordert andere Schokoladenfirmen dazu auf, Kakaobauern ebenfalls diesen Referenzpreis zu zah­len. Der Referenzpreis für existenzsicherndes Einkommen ist der Preis, den die Bau­ern pro Kilo Kakaobohnen erhalten sollten, um einen angemessenen Lebensunter­halt zu ermöglichen.

Was steht hinter Ihrem Credo „Together we‘ll make chocolate 100 percent slave free“?

Frits Snel: Je mehr Menschen sich für sklavenfrei produzierte Schokolade entschei­den und die Mission und Geschichte hinter Tony’s Chocolonely teilen, desto eher wird sie zur Norm. Wir möchten nicht nur Einfluss auf die Herstellung unserer eige­nen Schokolade, sondern aller Marken weltweit haben. Unser tägliches Handeln ba­siert dabei auf drei Leitgedanken: „Tony’s schafft Bewusstsein“, „Tony’s geht mit gu­tem Beispiel voran“, und „Tony’s inspiriert zum Handeln“. So klären wir über Kinder­ar­beit und moderne Sklaverei auf, setzen auf eine transparente Produktionskette und inspirieren andere Hauptakteure der Industrie, es uns gleichzutun.

Kakaobohnen ©tonyschocolonely

Kakaobohnen ©tonyschocolonely

Was hat Tony’s Chocolonely in diesem Zusammenhang bereits erreicht?

Frits Snel: Für die Jahre 2018 /2019 können wir folgende Erfolge vermelden:

  • 71% der Schokoladenfans in den Niederlanden wissen von der Existenz der modernen Sklaverei auf den Kakaoplantagen
  • 25.846 Personen haben an Sensibilisierungsaktivitäten innerhalb der CLMRS (Child Labour Monitoring and Remediation System) teilgenommen
  • 100% der Kakaobohnen unserer Schokolade stammen von Tony‘s Partnerge­nossenschaften
  • 6.624 Bauern profitieren von der Tony's-Prämie
  • Tony’s ermittelte „nur noch“ 259 Fälle von illegaler Kinderarbeit (beim Start des Monitorings 2017 waren es noch 527 Fälle) auf den Kakaoplantagen, wo die 1.500 Tonnen Kakao für unser Unternehmen geerntet werden.

Petition für ein weltweit geltendes Fairtrade KakaoFrits Snel: Auf politischer Seite setzen wir uns mit einer Petition für ein weltweit gel­ten­des Lieferkettengesetz ein, das Sklaverei verbietet. Dazu benötigt Tony’s bis Herbst 2020 eine Million Unterschriften, um einen entsprechenden Antrag vorle­gen zu können. Wir brauchen also VIELE Fans, die die Mission teilen und unter­schreiben (https://tonyschocolonely.com/petition/).